Die Kunst des Dresdner Malers Günther Hornig (1937-2016) eröffnet mit farblicher Vehemenz sowie mit konstruktiver Klarheit eine ganz eigene Bilddimension. Gleichsam streben seine chaotisch wirkenden, aber doch durchstrukturierten Kompositionen eine dialektische Wirkungsweise an. So entwickelt sich aus Formendialog, Überlagerung und kontrastvoller Farbsetzung ein Spannungsbogen, der die gesamte Bildfläche überzieht. Diese lebendige Strukturentfaltung lässt einen kreisenden, vielzelligen Bildraum entstehen.

Die neue Ausstellung des Kunstvereins Wiligrad e.V. bietet mit gut 60 Arbeiten spannende Einblicke in ein stringent sich entfaltendes Werk, das leider noch viel zu wenig bekannt ist, nicht nur in der ostdeutschen Kunstlandschaft. Das mag zu Teilen daran liegen, dass Hornig als Professor an der Hochschule für bildende Künste in Dresden, zunächst für Bühnenbild, nach der Wende für Malerei, das Augenmerk vor allem auf die Ausbildung seiner Student*innen legte und dem Kunstbetrieb dagegen weniger zugeneigt war. Man könnte sagen, er war einer „der Stillen im Lande“. Zumal seine Kunst, die sich seit den 1970er Jahren unbeirrt der Abstraktion verschrieb, in der DDR deshalb als Geheimtipp galt, denn offiziell wurde sie ignoriert.

Hervorhebenswert in der Werkauswahl sind zwei Folgen von Zeichnungen aus den späten Jahren. Sie, noch weitgehend unbekannt, zeigen ein erstaunliches Nebeneinander von Abstraktion und Organik, von Geometrie und Figürlichkeit. Alles wird in strenger Linienführung zu einer vielschichtigen Textur verwebt.
So bildet die Wiligrader Auswahl von Zeichnungen, Objekten und Malereien ab den Jahren 1989/90 einen beachtlichen Einblick in Günther Hornigs Spätwerk.
(Text: Jörg Sperling)

Vernissage am 16.09.23, um 17:00 Uhr

Begrüßung:
Prof. Hanka Polkehn, Vorstand Kunstverein Wiligrad e.V.
Laudatio:
Jörg Sperlin, Kunstwissenschaftler, Cottbus
Musik:
Schüler der Musikschule Carl Orff, Grevesmühlen